“Geschlechtergleichstellung im gesellschaftlichen Wandel – Projektionen | Praxisfragen | Perspektiven”
Auf dem diesjährigen Fachtag des Netzwerks MitGeN am 12. September 2019 kamen über 100 Teilnehmer*innen aus ganz Niedersachsen zusammen, um über Geschlechtergleichstellung im gesellschaftlichen Wandel zu sprechen.
Nach einem gelungenen Auftakt mit einer Begrüßung von Frau Dr. Biermann und einem Vortrag von Prof. Dr. Maureen Maisha Auma, kamen die Teilnehmenden nachmittags an Thementischen über verschiedene Themen miteinander ins Gespräch. Den Abschluss machte ein Speed-Dating mit der Vorstellung von gelingenden Projekten aus dem MitGeN-Netzwerk.
Einladung und Programm:
Das Programm kann hier heruntergeladen werden.
Projektionen
Der öffentlich-mediale Diskurs über Migration produziert weiterhin Projektionen auf geflüchtete und migrierte Menschen. Diese münden in starren (Geschlechter-)Rollenzuschreibungen und verhindern häufig die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Migrant*innen, insbesondere von geflüchteten Frauen. Auf dem Fachtag wurde daher besonders die Frage in den Fokus gestellt, inwiefern Projektionen der Mehrheitsgesellschaft die Geschlechtergleichstellung erschweren und zur Ausgrenzung bestimmter Personen(gruppen) führen. >>weiterlesen>>
Begrüßung und Eröffnung
Vorstellung des Netzwerks MitGeN
Die Power-Point-Präsentation finden Sie hier zum Direktdownload.
Was ist das Netzwerk MitGeN (Migration. Geschlechtergleichstellung. Niedersachsen.)?
Das Netzwerk MitGeN ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Akteur*innen aus der Migrations- und Gleichstellungsarbeit und arbeitet mit dem Ziel, Niedersachsen gemeinsam geschlechtergerecht gestalten.
Dabei geht es darum, die Geschlechtergleichstellung in der heutigen Gesellschaft zu reflektieren, einen Raum zum Austausch von bewährtem Wissen anzubieten und verschiedene Angebote zu gestalten, die strukturellen Benachteiligungen in Bezug auf Geschlecht und Migration entgegenwirken.
Zudem fördert das Netzwerk die Vernetzung von Expertisen der Gleichstellungs- und Migrationsarbeit in Niedersachsen.
Dadurch soll das Wissen, das bereits vorhanden ist, genutzt und miteinander verknüpft werden, sodass Synergieeffekte und Kooperationspartnerschaften entstehen können.
Was bietet das Netzwerk MitGeN?
Das Netzwerk MitGeN bietet, auch denjenigen, die noch nicht Mitglied sind, die Möglichkeit zur Begegnung, Vernetzung und zum Austausch mit anderen Akteur*innen aus Niedersachsen im Rahmen von regelmäßigen Netzwerktreffen.
Zugleich bietet es einen Newsletter mit interessanten Veranstaltungshinweisen, Materialien und Aktivitäten im Themenfeld Migration und Geschlechtergleichstellung. Darüber hinaus bietet MitGeN eine Website mit Projekt- und Angebotsvorstellungen, Infothek, Downloads und Links an.
Im Anschluss an die Vorstellung gab es den kurzen Impuls “Geschlechtergleichstellung in der Migrationsgesellschaft. A never ending story! Ist das so?” aus der Arbeit von G mit Niedersachsen. Dieser ist hier zum Direktdownload verfügbar.
Vortrag Prof. Dr. Maureen Maisha Auma
„Geschlechtergleichstellung aus intersektionaler Perspektive denken. Spannungsfelder und Lösungsansätze.“
In dem Vortrag von Prof. Dr. Auma ging es um den steinigen Weg der Institutionalisierung von Gerechtigkeit und um die Frage, wie vulnerablen Gruppen eine größere gesellschaftliche Teilhabe zuteilwird.
Maisha Auma zeigte in ihrer Präsentation auf, dass es nicht reicht, wenn Gleichstellungskonzepte dahingehend umgesetzt werden, dass marginalisierte Gruppen unterstützt werden und ihnen die gleichen Chancen zukommen. Stattdessen sollte sich der Mainstream selbst in seiner Logik und seinen Grundlagen transformieren. Das heißt beispielsweise, dass das etablierte soziale System der Zweigeschlechtlichkeit hinterfragt wird oder dass stereotype und kolonial geprägte Bilder abgebaut und stattdessen neue Politikformen installiert werden. Diversitätspolitik heißt in diesem Kontext, dass soziale Räume transformiert und diverser gestaltet werden, auch im Hinblick auf Personen(gruppen), die von Mehrfachdiskriminierungen betroffen sind.
Als einen futuristischen Lösungsvorschlag brachte Maisha Auma den Pluralitätsrechner mit. Dieser misst das Level an Diskriminierung, dem eine Person ausgesetzt ist und versucht kontinuierlich, diskriminierten Personen mehr Teilhabechancen zu gewähren und gegen Diskriminierung zu wirken, indem es die betroffenen Personen entschädigt und alle Formen von Arbeit (insbesondere Care-Arbeit) gerecht entlohnt.
Pause, Austausch und Vernetzung
Thementische
Nach der Pause wurde der kleine Saal umgebaut und die Teilnehmenden bekamen die Möglichkeit, an neun verschiedenen Tischen zu diversen Themen miteinander ins Gespräch zu kommen. Insgesamt gab es für die Teilnehmenden die Möglichkeit, drei Mal die Tische und damit auch das Thema und die Gesprächspartner*innen zu wechseln. Die Tische wurden dabei jeweils von eine*m Expert*in moderiert.
Themen waren dabei:
- Gendersensibles Arbeiten mit geflüchteten Frauen
- LSBTIQ*
- Interkulturelle Öffnung im Kontext der Gleichstellung
- Identität und Geschlecht
- Praktische Männlichkeitskritik mit Migranten* – Zwischen Zuschreibung und (Selbst-)Fürsorge
- Intersektionalität
- Arbeit mit migrantischen /geflüchteten Familien
- Empowerment für Fachkräfte of Color im Bereich Gleichstellung und / oder Migration
- Diversität und Gleichstellung
Speed-Dating
Für den letzten Programmpunkt wandelte sich der kleine Saal erneut und die Teilnehmenden bekamen die Möglichkeit, verschiedene gelingende Projekte aus Niedersachsen kennenzulernen. Acht Netzwerkpartner*innen von MitGeN stellten in diesem Rahmen sich und ihre Arbeit vor.
Mit dabei waren die Projekte:
- Amin von baobab zusammensein e.V.
- QLM (Queeres Leben in der Migrationsgesellschaft) vom VNB e.V.
- SUANA von kargah e.V.
- Wir sind viele! Einwanderungsgesellschaft heute und morgen denken von NeMO e.V.
- Pro Femmes von der ASG e.V.
- samo.fa von MiSO e.V.
- Gegenwart und Zukunft gemeinsam gestalten von amfn e.V.
- mannigfaltig e.V.
Die Inhalte der Projektarbeit reichen dabei von konkreten Unterstützungs- und Beratungsangeboten für geflüchtete und migrierte Frauen, über ein Kompetenzzentrum, das zugewanderte LSBTIQ*-Personen berät bis hin zu Männerarbeit oder bundesweiter Vernetzungsarbeit von Migrantenorganisationen. Für mehr Informationen zu den einzelnen Projekten, klicken Sie bitte auf den jeweiligen Projekttitel.
Ausstellung Grenzen. Frauen. Geschichten.
Darüber hinaus war im Rahmen des Fachtags im Foyer des Pavillons eine Ausstellung des Fotografen Adnan Sharbaji zu sehen, die Aufnahmen von Frauen und Mädchen aus den Jahren 2014/15 aus der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien zeigt.
Hier geht es zum Text der Ausstellung.
Link zur Website des Fotografen für mehr Fotos und Infos.
Veranstaltungsbilder
Veranstalter:
Netzwerk MitGeN
Zusammen wachsen in Niedersachsen! Das Netzwerk MitGeN versteht den gesellschaftlichen Wandel als Chance, unsere Zukunft gemeinsam geschlechtergerecht und vielfaltssensibel auszugestalten. Gehen auch Sie mit!
Wir richten uns an alle Fachkräfte und Institutionen im Gleichstellungs- und Migrationsbereich in Niedersachsen und setzen uns zusammen aus niedersächsischen Institutionen der folgenden Themen- und Arbeitsbereiche:
- Geschlechtergleichstellung
- Flucht, Migration und Teilhabe
- Politik und Verwaltung
- Arbeitsmarktintegration und Bildungsarbeit
MitGeN bietet Expert*innen-Austausch und Vernetzung zu allen Fragen des gleichberechtigten Zusammenlebens in unserer Migrationsgesellschaft.
Das Angebot umfasst insbesondere:
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