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Der Transfer – Grundsätzliches. Methodisches. Offenes.

Ein Projekt wie Rollenspielen (so oder so ähnlich) umsetzen? Dazu bieten wir hier nun Ideen, Impulse, Hilfreiches und Hinweise an.

Das Grundformat des Projektes bietet viel Erweiterungs- und Änderungsspielraum. Viele Formen und Formate sind denkbar.

Bezogen auf die Zielgruppe: Eine Veranstaltung nur für migrantische Männer*, nur für migrantische Frauen* oder eine Veranstaltung als Begegnungsprojekt zwischen Menschen, die schon immer oder schon lange hier leben und Menschen, die noch nicht so lange in Deutschland sind. Möglich wäre sicherlich auch, ein geschlechterheterogenes Veranstaltungsangebot durchzuführen.

Allerdings hat die Zusammensetzung der Teilnehmer*innen wiederum Einfluss darauf, welche Inhalte wie in den Diskussionsrunden gemeinsam besprochen werden sollten und welche besser nicht. Für die Gestaltung dieser Formate finden Sie im Kapitel „Übersichten“ nützliche Kontaktadressen und Hinweise auf Materialien.

Bezogen auf das Format: Ein Tischfußballturnier mit dem speziellen Spielmodus der Rollenspielen-Veranstaltungen bietet eine Reihe an Vorteilen für gelingende Diskussionsrunden, denn:

  • Mit den mobilen Tischen kann so gut wie überall gespielt werden. Zu den Teilnehmer*innen zu kommen und/oder sie mitbestimmen lassen, welcher Veranstaltungsort geeignet ist, baut von Anfang an Berührungsängste ab.

Es empfiehlt sich aber, bei aller Offenheit, für die Veranstaltung einen geschlossenen Raum ohne Publikumsverkehr zu nutzen.

  • Sport bietet die Möglichkeit, spielerisch „einmal auch zu den Besten zu gehören“. Von vielen gesellschaftlichen Räumen sind Migrant*innen strukturell ausgeschlossen oder sie werden in ihnen stark benachteiligt.
  • Durch den Wechsel zwischen Tischfußball und Diskussionen ist eine entspannte Grundstimmung der Teilnehmer*innen gewährleistet, da durch den Wechsel verschiedene Sinne und Persönlichkeitsfacetten angesprochen werden.

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Allerdings lassen sich die Diskussionsrunden auch mit anderen „leichten“ Sportarten/Aktivitäten kombinieren. Wichtig dabei ist, dass die Diskussionsthemen durch die Art des Sports/der Aktivität nicht in den Hintergrund geraten.

Und viele junge Menschen sind an den Genderthematiken, an Fragen des Zusammenlebens in Deutschland, so sehr interessiert, dass es eines zusätzlichen „Anreizes“ des Mitmachens gar nicht bedarf. Somit wäre auch eine reine Diskussionsrunde von 2 bis 3 Stunden denkbar.

Vor der Auseinandersetzung mit Organisations- und Praxisfragen steht die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der eigenen Haltung. Welche Wünsche können meine Bildungsinhalte beim Gegenüber hervorrufen? Idealerweise betreten nicht nur die Teilnehmer*innen eigene und gemeinsame neue Räume, sondern auch die Projektorganisator*innen.

Für die Bildungsarbeit in inter-/transkulturellen und Genderkontexten können folgende Haltungs-, Methoden- und Handlungsgrundsätze leitend sein:

  • Respekt, Empathie und Ressourcenorientierung
  • Gender- und Kultursensibilität (Vielfaltssensibilität, Intersektionalität)
  • Konfliktfähigkeit und Grenzsetzung
  • Selbstreflexion und Neugierde („Lebenslanges Lernen“)
  • Ambiguitätstoleranz (zur Selbstachtsamkeit)

Für die Projektorganisation und -arbeit kann das bedeuten:

  • die eigenen bekannten Routinen verlassen
  • Selbstverständlichkeiten hinterfragen
  • Ideen und Möglichkeitsräume zusammen kreieren und ausgestalten
  • dem Gegenüber, aber auch sich selbst, kleine Grenzgänge zumuten
  • sich selbst und dem Gegenüber Fehler bei neuen Suchbewegungen verzeihen
  • anderes Wissen zulassen
  • mein Gegenüber nach Hilfe fragen, damit Unterstützung nicht nur „einseitig“ ist

Für die Durchführung einer Veranstaltung empfiehlt es sich:

  • möglichst schon frühzeitig Migrant*innen miteinzubeziehen. Mitbeteiligung kann sein: Einen Veranstaltungsort auswählen. Einen kleinen Flyer für die Veranstaltung erstellen und übersetzen. Die Veranstaltung fotografisch begleiten. Über die Eindrücke und Erfahrungen der Veranstaltung einen Text verfassen. Öffentlichkeitsarbeit für die Veranstaltung machen.
  • gute Kooperationspartner*innen zu finden. Der schon bestehende persönliche Kontakt zur Teilnehmer*innen-Gruppe erhöht die Teilnahmebereitschaft und vor allem die Teilnahmequote am Veranstaltungstag immens.
  • die Öffentlichkeitsarbeit und Bewerbung der Veranstaltung nach den weiter oben formulierten Grundsätzen zu gestalten. Am erfolgreichsten und angenehmsten ist sicherlich die Werbung für die Veranstaltung im persönlichen Austausch. Auf der Rollenspielen-Projektseite können Sie sich anhand unserer Veranstaltungsflyer Impulse für eine gute Ansprache der Zielgruppe holen.

Wie können nun die Diskussionsrunden ablaufen?

Überlegen Sie sich vorab, ob vielleicht nicht die sich schon bewährten Übungen und Flipchart-Papiere von Rollenspielen so oder so ähnlich für Ihre Veranstaltung nutzbar sind.

[Eine Auswahl der Flipchart-Papiere zur Ansicht und zum Download finden Sie hier >>]

Vermeiden Sie idealerweise Methoden und Mittel wie Vorträge, PowerPoint-Präsentationen, Aufgabenzettel, Textzitate aus dem Grundgesetz durcharbeiten und dergleichen. Schul- und Vortragssituationen, die durch den Formatstil auch schnell schon Hierarchien zwischen Redner*in und Zuhörer*in aufbauen, sind den Teilnehmenden schon zu genüge bekannt in anderen Kontexten.

Lebendiger, griffiger, realitätsnäher und sinnlich ansprechender ist das einigermaßen freie Moderieren der Diskussionsrunden. Flipchart-Papiere sollten nur wenige Stichworte und/oder Fragen aufführen, die verständlich und größtenteils positiv formuliert sind. Authentizität überzeugt die Teilnehmer*innen sicherlich mehr als Fachlichkeit.

Ein klassischer Fehler bei der Vorbereitung und Durchführung von Diskussionsrunden ist, unabhängig von Thema und der Zielgruppe die Veranstaltung mit viel zu vielen Inhalten und Übungen vollzupacken. Planen Sie daher bewusst schon vorab Raum für Fragen, Umwege, Spontanes, zum Durchatmen für sich und für alle Teilnehmer*innen mit ein.

Anfang und Einstieg:

Halten Sie sich und die Teilnehmer*innen nicht allzu lange und nicht mit allzu vielen Regeln auf. Wertschätzung an, Handy aus. Das genügt in den allermeisten Fällen.

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Beginnen Sie mit einer Raterunde mit Fragen aus Ihrem eigenen Leben.

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Übung „Identitätspunkte“:

Für diese Übung steht Ihnen idealerweise eine große Fläche zur Verfügung, an der die Teilnehmenden ihre Antworten anbringen können. Fassen Sie hinterher die häufigsten Nennungen zusammen. Diskutieren Sie beispielsweise zusammen, ob diese Identitätspunkte nicht typisch für alle Menschen in Deutschland sind. Eine Frage an die Gruppe könnte sein: Was macht eure Identitätspunkte so attraktiv, dass sie in die Mitte gehören?

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Übung „Was hilft mir in Deutschland? Was bremst mich hier?“:

Hier sammeln Sie die Antworten der Teilnehmer*innen zu beiden Fragen und schreiben die häufigsten 3-5 Nennungen an. Daran anknüpfende Diskussionsfragen könnten sein: Inwieweit könnt ihr euch selbst helfen? Wo braucht ihr noch Unterstützung?

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

 Übung „Wandel von Geschlechterrollen in Deutschland“:

Zeigen Sie mit Beispielen aus Ihrem Lebensumfeld und Ihrer Familien-/Freundesgeschichte kurz und anschaulich auf, wie Geschlechterrollen in Deutschland immer einem Wandel unterzogen waren und es auch weiterhin sind. Sicherlich, jede Geschichte und Generation ist heterogen. Meist lassen sich dennoch in Lebens- und Familiengenerationenverläufen strukturelle Wandlungsprozesse wiederfinden. Zum Beispiel von der Agrar- zur Dienstleistungsgesellschaft, von starreren Rollenmustern zu vielfältigeren Rollenvorstellungen, von Großfamilien zu Kleinfamilien und individualistischen Lebensformen.

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Auf Basis dieser Beispiele können Sie die Runde fragen: Wie findet ihr diese Familien-/Arbeits-/Rollenkonzepte? Wie sind die Konzepte in eurer Herkunftsregion, in eurer Familie? Was findet ihr daran gut/schlecht? Wie wollt ihr als Paar/Familie leben in Zukunft?

Rollenspielen – Über Geschlechterrollen gemeinsam reden –

Übung „Ausbildungs-/Berufswahl“:

Legen Sie einen Pool an Bildern von verschiedenen Berufsgruppen und -ausübenden in die Stuhlkreismitte. Jede/r Teilnehmer*in soll eine passende oder eine überhaupt nicht passende Karte aussuchen, aufheben und kurz der Gruppe vorstellen. Fragen hierzu wären jeweils: Was macht diese Ausbildung/diesen Beruf für dich attraktiv bzw. unattraktiv? Beschreibe deinen Weg dorthin bzw. zu einem anderen Berufsziel!

Übung „Ansichten zu Familienkonzepten“:  

Arbeiten Sie auch hier mit einem Pool verschiedener Bilder/Bildkarten. Diesmal zu Väter*-, Mütter*-, Erziehungs- und Arbeitsaufteilungskonzepten. (Vater* hängt die Wäsche auf, Mutter ist berufstätig usw.). Auch in dieser Übung suchen die Teilnehmer*innen sich nacheinander eine passende oder überhaupt nicht passende Karte aus und begründen die Auswahl kurz. Daran anknüpfend kann in der Gruppe diskutiert werden: Welche Rollenaufteilungen in der Familie findet ihr gut/schlecht? Welche Erwartungen habt ihr? Welche Ziele?

Abschluss und Anschluss:

Um positiv abzuschließen, fragen Sie nach Zukunftsvisionen, nach Utopien für ein Zusammenleben in Deutschland. Diese Visionen können in Stichwörtern an ein Flipchart angebracht werden.

Ein kleiner Nachbericht mit Fotos von der Veranstaltung einige Tage später für alle Teilnehmer*innen trägt dazu bei, dass viele Impulse des Tages in Erinnerung bleiben und weiterwirken.

Hier können Sie die Broschüre als PDF herunterladen.

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Impressum: 

Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB) 

Warmbüchenstr. 17 | D-30159 Hannover | www.vnb.de

Konzept und Redaktion: Manfred Brink (G mit Niedersachsen, VNB e.V.)

Bilder: Alireza Husseini | Thorben Köhn | Manfred Brink

Projektlogo: Petre Rekhviashvili

Gestaltung und Videointerview: Marlene Obst | Julius Matuschik (Cameo Kollektiv e.V.)

Fragen und Kontakt: Manfred Brink | [email protected]

www.g-mit-niedersachsen.de/rollenspielen/

fb.com/rollenspielen/

instagram.com/rollenspieleninniedersachsen/

Für alle Fragen des gleichberechtigten Zusammenlebens in Niedersachsen.

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